Der Umsatzsteuer-Berechnungsservice von Amazon (VCS) ist meiner Erfahrung nach eigentlich ein Muss für Seller. Ich zeige dir, welche Vorteile er dir bringt, welche Tücken das Tool hat und was es mit dem Amazon VCS Lite auf sich hat.
Prüfe auch, ob du dich schon für den Umsatzsteuer-Berechnungsservice qualifizierst und erfahre, wie du dich in wenigen Schritten anmelden kannst.
Was ist der Amazon Umsatzsteuer Berechnungsservice?
Der Amazon Umsatzsteuer Berechnungsservice ist für alle Amazon Business Verkäufer relevant, die im B2B Sektor innerhalb der EU verkaufen. Dieser Service, auch Amazon VAT Calculation Service (VCS) genannt, nimmt die automatische Rechnungserstellung vor und kalkuliert die Umsatzsteuersätze für Verkäufe von Waren ins In- und Ausland.
Hintergrund für diesen Berechnungsservice ist es, den Amazon Marktplatz für B2B Kunden attraktiv zu halten. Früher mussten gewerbliche Käufer mühsam für jeden Kauf eine Rechnung beim Verkäufer anfordern. Ob diese tatsächlich richtig ausgestellt wurde, konnte Amazon nicht sicherstellen.
Fehlerhafte Rechnungen machen allerdings Probleme in der Buchhaltung und bei der Umsatzsteuer-Voranmeldung. Außerdem vergraulen Sie Geschäftskunden von der Plattform. Deshalb wurde der Amazon Umsatzsteuer Berechnungsservice eingeführt, mit dem die Umsatzsteuer automatisch berechnet und eine Rechnung für jede Transaktion innerhalb der EU durch Amazon erstellt wird.
Vorteile bei der Nutzung des VCS
Die Nutzung des Service bringt dir ein paar Vorteile, die auch Auswirkung auf die Performance deiner gelisteten Artikel haben.
- Anzeige von Netto-Preisen: Verifizierten Amazon Business-Kunden wird der Netto-Preis angezeigt. B2C-Kunden sehen weiterhin den Bruttopreis.
- Businesspreise: Amazon Business Kunden erhalten attraktive Preise. B2C Kunden wird der herkömmliche Verkaufspreis angezeigt.
- Mengenrabatte und Staffelpreise: Du hast die Möglichkeit, den Kunden Mengenrabatte zu geben, indem du Staffelpreise einstellst.
- Kauf auf Rechnung: Deine B2B-Kunden können auf Rechnung kaufen und ein Zahlungsziel von 30 Tagen einstellen. Das kann zu mehr Verkäufen führen.
- BuyBox: Du hast eine höhere Chance, die BuyBox zu ergattern.
- Business-Verkäufer-Badge: Mit dem Business-Verkäufer-Badge schaffst du zusätzliches Vertrauen bei deinen B2B-Kunden und vermittelst, dass du ein seriöser Seller bist.
- Automatische Rechnungsstellung: Die Rechnungen werden automatisch erstellt, wodurch auf beiden Seiten weniger Aufwand (z.B. E-Mail Verkehr) besteht.
- Geschäftskunden: Als Plattform ist Amazon Business eine gute Möglichkeit, deinen Kundenstamm zu erweitern.
Diese Vorteile machen aber auch deutlich, wie wichtig die Aktivierung des Service ist, wenn zu deiner Zielgruppe auch Business Kunden zählen. Mit dem Umsatzsteuer Berechnungsservice auf Amazon kannst du dich dann mit höherer Wahrscheinlichkeit gegen deine Konkurrenz durchsetzen. Gewissermaßen stehen Seller hier also unter Druck, den Service zu nutzen, um die Millionen an B2B Kunden auf Amazon zu erreichen.
Kritik und Schwächen am Amazon VCS
Der Amazon Umsatzsteuer Berechnungsservice ist allerdings auch für seine Schwächen bekannt.
Falsche Berechnungen und Steuersätze sowie ungültige USt.-IDs und Probleme, wenn von mehr als einem Lager versendet wird, sind leider nicht auszuschließen.
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Fehlerhafte Berechnungen
Amazon nimmt die Rechnungsstellung und Umsatzsteuerberechnung zwar vor, du solltest dich aber nicht darauf verlassen, dass jede Rechnung korrekt ist. Der Service ist fehleranfällig. Die Verantwortung für falsche Rechnungen übernimmt allerdings nicht Amazon, sondern du selbst. Daher solltest du regelmäßige Kontrollen durchführen. Ansonsten landen mitunter fehlerhafte Rechnungen beim Finanzamt.
Tipp: Es gibt Buchhaltungssoftware, die deine Rechnungen parallel zu Amazon erstellt und mit denen du die von Amazon generierten Rechnungen abgleichen kannst.
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Ungültige USt-IDs
Käufer müssen zwar eine Umsatzsteueridentifikationsnummer in ihrem Profil angeben, Amazon prüft diese jedoch nicht. Das bedeutet, dass durch Amazon auch ungültige USt-IDs auf den Rechnungen landen können. Dann werden Käufe als steuerfrei behandelt, obwohl sie es nicht sind.
Für dich als Verkäufer hat das spätestens bei einer Betriebsprüfung Auswirkungen. Wenn die USt-ID nicht stimmt, gilt der Kauf nicht als innergemeinschaftliche Lieferung, sondern wird als Verkauf an Endkunden eingeordnet. Das kann entsprechend zu Nachzahlungsforderungen führen.
Die USt-ID von Sellern wird übrigens bei der Anmeldung für den Service überprüft und kann 1 bis 4 Arbeitstage dauern.
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Falsche Steuersätze
Amazon wendet automatisch den Standardsteuersatz des jeweiligen Landes an. Es gibt aber viele Produkte, für die ein ermäßigter Steuersatz gilt. Eine Anpassung kannst du manuell mithilfe der Produktsteuercodes vornehmen. Du musst dann selbständig definieren, auf welche Produkte welcher Steuersatz angewendet werden soll.
Amazon definiert diese Codes für bestimmte Produktkategorien jedoch selbst. Es handelt sich nicht um Zolltarifnummern. Es kommt durchaus vor, dass Steuersätze nicht wie von Amazon vorgeschlagen zutreffen. Verlasse dich hier also nicht auf die Steuercodes des VCS.
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Probleme bei mehreren Lagerorten
Seller, die ihre Produkte selbst versenden und mehr als einen Versandort (bzw. mehr als ein Versandland) nutzen, werden mit dem Berechnungsservice Probleme bekommen. Du kannst nur einen Standort angeben und Amazon sagt selbst: „Wenn Sie mehrere Versandorte haben, sollten Sie sich gut überlegen, ob sich der Umsatzsteuer-Berechnungsservice für Ihr Unternehmen eignet“.
Wenn du dich trotzdem für den Service entscheidest, wendet Amazon den falschen Umsatzsteuersatz an, falls alle folgenden Kriterien zutreffen:
- es handelt sich um eine B2C-Kauf
- die Lieferung ist grenzüberschreitend
- das andere Lager befindet sich in einem anderen EU-Land als das bei Amazon registrierte
- die Lieferschwelle wird nicht überschritten (sodass die USt. aus dem Land des registrierten Versandortes angewandt wird)
In diesem Fall fällt die Umsatzsteuer dann doppelt an, weil du auch die Steuer bezahlen musst, die im eigentlichen Lagerland anfällt.
Ist der Umsatzsteuer Berechnungsservice für dich geeignet?
Die Vorteile sprechen ohne Zweifel für die Nutzung des Services. In Hinblick auf die Schwächen solltest du aber gut abwägen, ob es das richtige für dich ist.
Nutzung des VCS ist problemlos möglich
In folgenden Szenarien kannst du den Umsatzsteuer-Berechnungsservice nutzen und davon ausgehen, dass die Rechnungen richtig erstellt werden:
Fall 1
- Deine Steuerpflicht begrenzt sich auf Deutschland
- Du verkaufst deine Produkte nur innerhalb Deutschlands
- Für deine Produkte gilt der Standardsteuersatz von derzeit 19%
Fall 2
- Deine Steuerpflicht begrenzt sich auf Deutschland
- Du verkaufst deine Produkte nur innerhalb Deutschlands
- Für deine Produkte gilt der ermäßigte Steuersatz von derzeit 7%
Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, lässt du dir vom Zoll die Zolltarifnummer für deine Produkte festlegen.
Fall 3
- Du bist in mehreren Ländern innerhalb der EU steuerpflichtig
- Du verkaufst deine Produkte in Ländern innerhalb der EU an B2C-Kunden
- Du hast eine USt.-ID für die Länder, in denen du verkaufst und die Lieferschwelle überschreitest
- Du bist in der Lage, die Lieferschwelle zu überwachen
Nutzung des VCS mit Einschränkungen möglich
Nachfolgend einige Szenarien, in denen die Nutzung des Umsatzsteuer-Berechnungsservice fehlerhaft sein wird.
Fall 4
- Du verkaufst deine Produkte in Ländern innerhalb der EU an B2B-Kunden
→ Die Ergebnisse des VCS sind teilweise falsch, was zu Steuernachzahlungen führen kann.
Fall 5
- Du bist in mehreren Ländern innerhalb der EU steuerpflichtig
- Du hast keine USt.-ID für die Länder, in denen du verkaufst und die Lieferschwelle überschreitest oder Versandlager nutzt
→ Die Ergebnisse des VCS sind dann falsch, was zu einer Doppelbesteuerung führen kann.
Fall 6
- Du bist in mehreren Ländern innerhalb der EU steuerpflichtig (Versandorte)
- Du hast eine USt.-ID für die Länder, in denen du verkaufst, aber die Lieferschwelle nicht überschreitest
→ Die Ergebnisse des VCS sind dann falsch, was zu einer Doppelbesteuerung führen kann.
Amazon Umsatzsteuer Berechnungsservice: Erfahrungen aus unserer Agentur
Als Geschäftsführer meiner Amazon AdsMasters Agentur rate ich dir vor allem dann zur Nutzung des Service, wenn Amazon dein einziger Absatzkanal ist.
Wir haben schon viele Erfahrungen mit dem Umsatzsteuer-Berechnungsservice gesammelt. Aktuell haben wir auch rund 10 Kunden in Betreuung, die vom VCS Gebrauch machen, weil es sich für sie lohnt.
Grundsätzlich ist der Berechnungsservice sehr einfach aufzusetzen. Da er nativ im Seller-Central integriert ist, bist du auch nicht auf Drittanbieter angewiesen.
Voraussetzung für die Nutzung
Damit du den Umsatzsteuer Berechnungsservice von Amazon nutzen kannst, sollten diese Kriterien auf dich zutreffen:
- Du hast eine gültige USt.-ID aus einem EU-Mitgliedstaat (das Land deines Geschäftssitzes)
- Du hast eine gültige USt.-ID für das Land, in dem sich das Versandlager befindet.
- Du hast einen standardmäßigen Versandort in einem EU-Mitgliedstaat.
Ist das gegeben, kannst du dich beim VCS anmelden.
So kannst du dich anmelden
Die Aktivierung des Amazon Umsatzsteuer-Berechnungsservice ist über das Seller Central möglich.
So geht’s:
- Gehe in deinem Verkäuferkonto unter „Einstellungen“ auf „Informationen zum Verkäuferkonto“.
- Klicke auf „Einstellungen zur Umsatzsteuerberechnung“. Jetzt kannst du dich anmelden.
- Wähle „Vorhandene Umsatzsteuer-Identifikationsnummer hinzufügen“ aus. Trage deine ID ein. Falls du auch in anderen Ländern eine USt-ID besitzt, füge diese ebenfalls hinzu. Klicke auf „Hinzufügen“, um deine Angaben zu bestätigen.
- Gib den standardmäßigen Versandort an, also das Lager, von dem du den Großteil deiner Ware verschickst. Falls du Amazon FBA nutzt, trägst du einfach deine Geschäftsadresse, also dein Niederlassungsland ein.
- Nenne dann einen Ansprechpartner in deinem Unternehmen für die Umsatzsteuer.
- Lege anschließend den standardmäßigen Produktsteuercode fest. Wähle den Code, der für den Großteil deiner Ware zutrifft. Lege auch den Steuersatz für Versand-Nebenkosten und Geschenkverpackungen fest.
- 4 Tage nach der Anmeldung wird der Umsatzsteuer Berechnungsservice i.d.R. aktiviert. Du kannst auch ein späteres Datum bestimmen.
- Speichere jetzt deine Einstellungen. Fertig!
Amazon VCS vs. VCS Lite – Was ist der Unterschied?
Neben dem VCS gibt es auch das VCS Lite Programm. Damit kannst du deine eigenen Rechnungen generieren und bei Amazon hochladen. Hintergrund dafür ist, dass mit dem VCS die Rechnungsnummern von Amazon erstellt werden. Das führt allerdings zu Problemen mit den laufenden Rechnungsnummernkreisen von Unternehmen, die in Deutschland vorgeschrieben sind.
Mit dem VCS Lite kannst du also dein eigenes Shopsystem oder Tool zur Erstellung von Rechnungen nutzen und diese bereitstellen. Amazon lässt sich aber die Berechnung der Umsatzsteuer nicht nehmen. Diese findet weiterhin über die Plattform direkt statt.
Meiner Erfahrung nach ist das VCS Lite eine gute Lösung.
- Du profitierst von allen Vorteilen des VCS
- Du kannst deine Rechnungsnummern-Kreise beibehalten
- Du bist für den Zugriff auf Rechnungen nicht auf deinen Seller Account angewiesen
Gerade der letzte Punkt ist ziemlich wichtig. Von Amazon gibt es keine Aussage, wie lange die automatisch generierten Rechnungen archiviert werden. Du musst sie also so oder so regelmäßig auf einem anderen Server speichern. Wird dein Verkäuferkonto aus irgendeinem Grund gesperrt, ist der Zugriff auf die Rechnungen ebenfalls weg. Indem du ein anderes Tool für die Rechnungserstellung nutzt, bist du gegen diesen Fall abgesichert.
Fazit: Vorsicht bei der Nutzung des VCS
Durch die Vorteile, die der Umsatzsteuer-Berechnungsservice von Amazon bietet, kommst du früher oder später eigentlich nicht mehr am VCS vorbei.
Sei dir aber im Klaren, dass dieser Service fehleranfällig ist und du letztlich die Verantwortung für ungültige oder falsche Rechnungen trägst. Das kann zu Nachforderungen führen, die mitunter existenzbedrohend sein können.
Ich empfehle dir daher:
- Setze dich mit dem VCS und VCS Lite auseinander und verstehe die Prozesse
- Stelle bei der Registrierung alles richtig ein und wende dich ggf. an den Zoll
- Führe laufende Kontrollen bei den automatisch erstellten Rechnungen durch
- Prüfe auch die Richtigkeit der USt.-Identifikationsnummern deiner Kunden
Ich habe als Geschäftsführer meiner Agentur für Amazon schon alle denkbaren Szenarien erlebt und viele Erfahrungen gesammelt. Falls du unsicher bist und Unterstützung mit dem VCS benötigst, kannst du dich an mich oder mein Team von AdsMasters wenden. Wir machen dich beim grenzüberschreitenden Verkauf deiner Produkte – sowohl an B2C- als auch B2B-Kunden – erfolgreich.
Häufige Fragen
Wer zahlt Umsatzsteuer bei Amazon?
Bei B2C Kunden ohne USt-ID berechnet Amazon standardmäßig 19% deutsche Mehrwertsteuer. Der Verkäufer ist verpflichtet, die Mehrwertsteuer ans Finanzamt abzuführen. B2B Kunden mit USt-ID wird die Umsatzsteuer berechnet. Diese kann aber wieder als Vorsteuer beim Finanzamt zurückgeholt werden.
Was kostet der Amazon Rechnungsservice?
Für den Umsatzsteuer Berechnungsservice von Amazon fallen keine Kosten an. Du musst nur die Voraussetzungen erfüllen, um ihn zu nutzen.
Kann ich meine Produkte ausschließlich für B2B Kunden anbieten?
Du kannst mit der Nutzung des Umsatzsteuer Berechnungsservice von Amazon deine Produkte für Verbraucher (B2C) und Geschäftskunden (B2B) zu verschiedenen Preisen verfügbar machen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Produkte als reines Geschäftsangebot festzulegen. So ist es für Endkunden nicht möglich, deine Angebote zu sehen oder zu erwerben.